Regenwassernutzung/Zisternenwasser für
alle Waschmaschinen ??
M. Juraß am 16.01.2003
wir haben in unserem Neubau
eine Regenwasserzisterne und ein entsprechendes Hauswasserwerk. Sowohl
die Toilettenspülung als auch die Waschmaschine sollen damit betrieben
werden.
Vor dem Kauf einer neuen
Waschmaschine steht nun die Aussage eines Verkäufers, dass es beispielsweise
bei den Waschmaschinen von Miele nur ein einziges Modell gibt, das für
Zisternenwasser geeignet wäre. Stimmt das und wie ist das erklären
?
Ihr Verkäufer verfügt über gutes Verkaufstalent mit Trend zu teuren Produkten, hat aber leider keine Ahnung von Regenwasser und Waschmaschinen.
Grundsätzlich sind bei allen Waschmaschinen die wasserberührenden Teil aus Kunststoff oder Edelstahl. Damit besteht bei keiner Waschmaschine ein vorzeitiges Verschleiß- oder Korrosionsrisiko durch die Nutzung von Regenwasser.
Die Firma Miele hat als einziger
Hersteller das Model "Allwater" auf dem Markt, das über 2 Zulaufanschlüsse
(1 x Trinkwasser und 1 x Regenwasser), sowie eine interne Trennung nach
DIN 1988 verfügt. Die Techniker haben sich bei diesem Model zusätzlich
ausgedacht, daß der letzte Spülgang anstelle mit weichem Regenwasser
mit Trinkwasser durchgeführt wird. Da diese Techniker offensichtlich
keine Kenntnisse über die Qualität von Regenwasseranlagen haben
und lieber vorurteilbehaftete Ängste von Hausfrauen schüren und
für Umsätze nutzen wollen, ist diese Funktion der Waschmaschine
für einen Regenwasserexperten nicht nachvollziehbar. Insbesondere
besteht beim Spülgang mit hartem Trinkwasser die Gefahr, daß
sich "Kalkseifen" bilden, die sich dann schlecht aus der Wäsche ausspülen
lassen.
Untersuchungen zwischen
Wäsche mit Regenwasser und mit Trinkwasser gewaschen, haben keine
wesntlichen Unterschiede in der Keimzahl bei trockener Wäsche feststellen
können (siehe im Ratgeber unter der Rubrik "Wäschewaschen"),
so daß diese Funktion der Miele Allwater schlichtweg als überflüssig
bezeichnet werden kann.
Fazit: Beim Kauf einer Waschmaschine
zum Betrieb mit Regenwasser ist jede gute Maschmaschine verwendbar! Die
erheblichen Mehrkosten der Miele Allwater sollte man lieber einsparen und
dafür ein umweltschonendes Gerät der Energieklasse A kaufen.
Hallo Herr Steinle,
danke für die Antwort
im Forum.
Parallel hatte ich dieselbe
Anfrage natürlich auch bei Miele laufen, die geben mir als Begründung
folgende Informationen:
Das Regenwasser ist zu weich und kann deshalb die Waschmittelreste nicht aus der Wäsche und aus der Waschmaschine ausspülen.
Mit dem Leitungswasser im
letzten Spülgang wird erreicht, dass alle Waschmittelreste sowohl
aus der Wäsche als auch aus der Waschmaschine ausgespült
werden.
Früher sind die Waschmaschinen
verkalkt, heute, sagt Miele, drohen die Waschmaschinen zu versumpfen, deshalb
begegnet Miele dieser Problematik mit dem
Leitungswasser im letzten
Spülgang.
Was halten Sie von dieser
Begründung ?
Miele geht bei seiner Stellungnahme entweder davon aus, daß Bediener die Waschmittelgabe nicht richtig dosieren können, oder die Maschine mit zu wenig Wasser spült. Die Stellungnahme von Miele mit der Bergründung auf Regenwasser ist schlichtweg "Quatsch"!
Grundsätzlich bilden sich bei kalkhaltigem Leitungswasser "Kalkseifen", die nicht waschaktiv sind und das Waschwasser lediglich milchig färben. Um ein entsprechndes Waschergebnis zu erhalten, muß dann eine höhere Waschmitteldosis gegeben werden, die über die Kalkseifenbildung hinausgeht. Bei der Nutzung von Regenwasser und geringer Waschmitteldosierung gemäß den Angaben der Waschmittelhersteller bilden sich keine Kalkseifen mehr, wodurch eine hohe Wirksamkeit des Waschmittels entsteht. Die Waschmittelmenge, die ausgespült werden muß, ist somit erheblich geringer und sollte von jeder guten Waschmaschine gewährleistet werden. Darüber hinaus befinden sich mittlerweile auf dem Markt auch viele Flüssigwaschmittel, die sich besser ausspülen lassen als Pulverwaschmittel und einer "Versumpfung" entgegenwirken (eine Reaktion der Waschmittelhersteller auf den geringen Wasserverbrauch moderner Waschmaschinen).
Es gibt auch Regionen mit Trinkwasser mit einem Härtegrad von 1 - 2 (z.B. meine Region), oder Haushalte mit Wasserenthärtungsanlagen. Nach der Begründung von Miele würde eine "normale" Waschmaschine in solchen Regionen mit weichem Trinkwasser, oder Haushalten mit Wasserenthärtungsanlagen dann auch keine richtige Spülung vornehmen können (meine AEG-Maschine kann das). Über diesen Widerspruch hat man bei Miele in dem Bemühen um den Verkauf einer technisch aufwendigen und teuren Maschine wohl nicht nachgedacht.
Was das Problem der "Versumpfung"
von Waschmaschinen angeht, so liegt das eher bei den Waschmaschinenkonstruktionen
und nicht am Regenwasser. Über das Flusensieb können viele Waschmaschinen
auch entleert (entsumpft) werden. Darüber hinaus besteht in Extremfällen
bei fast allen Waschmaschinen die Möglichkeit einen zusätzlichen
oder erhöhten Spülgang durchzuführen (z.B. für pflegeleichte
Wäsche mit Knitterschutz).
Erfahrung eines Regenwassernutzers
D. Picard am 28.04.03
Ich möchte kurz meine
Erfahrung (bezugnehmend auf die Frage Nr. 24)mit der Nutzung von Regenwasser
bei Waschmaschinen wiedergeben. Als unsere geerbte Siemens Waschmaschine,
Alter ca. 12 Jahre, zur Jahreswende 2003 den Geist aufgab, habe ich mich
auf die Suche nach der Ursache gemacht. Ich konnte in keinem Bereich der
Maschine Ablagerungen von Seife oder Kalk finden. Alle Gummiteile machten
einen neuwertigen Eindruck, waren weich und geschmeidig.
Fehlerursache war ein elektrisches
Bauteil, welches für 75 € ersetzt wurde und meiner Frau ihre
liebgewonnene Siemens zurückgab. Wir waschen seit ca. 4 Jahren mit
Regenwasser und bei 2 Kindern ist die Maschine im Dauerstress (5-8 Maschinen
pro Woche).
Ich kann nur allen raten,
lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen. Informieren Sie sich vor einem
Maschinenkauf und sagen dem Verkäufer gnadenlos dass er keine Ahnung
hat. Von einem solchen Mann/Frau können Sie später auch keine
Kompetenz bei Reparaturen erwarten.
Mit freundlichen Grüssen
Dirk Picard