Frage:

CU-Rohre
M. Schwarz am 17.11.2003

Hallo,
das Thema CU-Rohre für Regenwasser wurde schon mehrfach in diesem Forum diskutiert. Ich will es nun auch gar nicht großartig aufwärmen, habe aber dennoch eine Frage bzw. ein Problem:
Natürlich hat auch mein Händler mir CU-Rohre für Regenwasse empfohlen (er hatte wohl gerade keine Kunstoffrohre vorrätig). Jetzt habe ich diese brav in frisch renovierte Badezimmer verbaut und erfahre nun, dass CU gar nicht so toll sein soll. Gibt es Erfahrungswerte wie lange es dauert, bis Lochfraß bei CU-Rohren auftritt?
Ich habe natürlich die Hoffnung, dass meine Rohre jetzt erstmal mindestens 10-15 Jahre halten.

Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, die neu verlegten CU-Rohre von innen her nachträglich zu schützen? Vielleicht durch einen Kunststoff, den man dem Regenwasser kurz beimischen kann und er sich dann an der Innenseite der Rohre ablagert? Ihr seht schon, mei mir besteht das Prinzip Hoffnung.

Ich betreibe meine Regenwasseranlage im übrigen mit 6,5 bar und habe handelsübliche CU-Rohre mit 1mm Wandstärke verbaut (weichgelötet).
 



Die Experten-Antwort von Detlev Steinle

Zuerst stellt sich einmal die Frage, warum eine Regenwasseranlage mit 6,5 bar betreiben. Zum Einen kostet die Erzeugung des hohen und nicht benötigten Drucks unnötigt viel Strom (Betriebskosten), zum Anderen sind Spülkastenventile und Magnetventile (Waschmaschine) für einen üblichen Druck von 4 bar ausgelegt. Bei Trinkwasseranlagen wird in der Regel sogar am Hausanschluß ein Druckminderer für 4 bar installiert, wenn die Stadtwasserleitung einen höheren Druck hat. Solche Druckminderer sind für Regenwasser nicht geeignet, bzw. verursachen einen hohen Wartungs- und Reinigungsaufwand (häufiges Reinigen des integrierten Schmutzfängers, Verstopfungsrisiko). Pumpen mit einem Druck von 4 - 4,5 bar sind für den privaten Bedarf in Häusern bis 15 m Föderhöhe vollkommend ausreichend, selbst wenn Druckspüler für Urinale verwendet werden (Mindestdruck: 2 bar).

Zu Thema Cu-Rohre kann keine Angabe zur Haltbarkeit gemacht werden. Wenn das Rohr von einem deutschen Hersteller stammt (z.B. WICU), garantieren die Hersteller mittlerweile meist schon eine Verwendbarkeit für Regenwasser, obwohl der pH-Wert von Regenwasser deutlich niedriger ist als der Mindest-pH-Wert von Trinkwasser (mind. 8). In diesem Fall sollte man sich die Garantieerklärung des deutschen Herstellers für die Verwendbarkeit bei Regenwasser geben lassen, in der unter anderem auch drin steht, daß Cu-Rohre für Wasserleitungen nur weich gelötet oder gepreßt werden dürfen (Hartlöten für Wasserleitungen ist seit einigen Jahren nicht mehr zulässig).

Es muß bei Regenwasser in Verbindung mit Cu-Rohren nicht zwangsläufig zu Lochfraß kommen. Es besteht lediglich ein erhöhtes Risiko, weshalb aus Sicherheitsgründen kein Cu-Rohr empfohlen wird. Hinzu kommt, daß verschiedene DIN für Regenwasserleitungen nicht nur eine dauerhafte Markierung, sondern auch eine andere Farbe und möglichst auch ein anderes Material als für Trinkwasserleitungen vorschreiben, um Verwechslungen zu vermeiden. Bei der Verwendung von PE-Rohren, die auch in Baumärkten zu erhalten sind, hat man somit "2 Fliegen mit einer Klappe erschlagen".

Das Risiko des Lochfraß hat etwas mit der chemischen Zusammensetzung des Wassers zu tun, was zwangsläufig an jedem Standort anders ist. Hier können keine pauschale Angaben gemacht werden. Es gibt auch keine Tabellen, in denen man nachschauen und das Wasser entsprechend aufbereiten könnte. Hierzu gibt es nur praktische Erfahrungswerte und Beobachtungen, bei denen festgestellt wurde, daß unter anderem zwei Faktoren für den Lochfraß mitverantwortlich sind, die geringe Carbonhärte und der niedrige pH-Wert des Regenwassers. Regenwasser ist chemisch meist "ungesättigt", was zu einer relativ hohen Aggresivität gegenüber Materialien, aber andererseits auch zu einer besseren Hautverträglichkeit führt (greift nicht so stark den Säureschutzfilm unserer Haut an).

Lochfraß entsteht in einer Cu-Leitung, nach den praktischen Erfahrung, bereits innerhalb der ersten 2 Jahre. Wenn diese Zeit ohne Lochfraß überstanden ist, besteht nach den praktischen Erfahrungen meist kein weiteres Risiko mehr (ohne Gewähr).

Ein chemisches Mittel als beimischende Beschichtung gegen Regenwasser ist mir derzeit nicht bekannt, wobei ein solches Mittel sicher auch die feinen Ventile der Anlage verstopfen würde.