Hygienische Aspekte der Regenwassernutzung
Horrorgeschichten über Regenwasser, die teilweise sogar noch unwissend von regionalen Gesundheitsämtern verbreitet werden, stammen meist von Personen und Gruppen, die nicht wissen wie eine Regenwassernutzungsanlage richtig gebaut wird, oder verbreiten solche Falschinformationen, um damit bestimmte Zwecke zu verfolgen.
Wenn man weiß, daß die Trinkwasserversorgung ein Monopolgeschäft ist mit festen, konkurrenzlosen Gebührensatzungen, stellt die Regenwassernutzung die einzig "störende" Konkurrenz dar um diktierte Gebührenbelastungen reduzieren zu können. So ist in diesem Monopolmarkt z.B. der Energiekonzern RWE der viertgrößte Wasserversorger der Welt mit erheblichen Expansionswünschen. Obwohl der Wasserumsatz bei RWE nur 3% vom Konzernumsatz beträgt, wurde damit im Jahr 2000 nachweislich 14% des Konzerngewinnes erwirtschaftet, was auf überdurchschnittliche Gewinnspannen in dieser Sparte schließen läßt.
Das Regenwasser in den Wolken ist kondensierter Wasserdampf und somit chemisch rein. Lediglich beim Abregnen werden Schmutzpartikel aus der Luft und von den Sammelflächen gewaschen. Aufgrund der 3-stufigen Reinigung des Dachablaufwassers nach dem Stand der Technik, hat die Qualität des Betriebswassers (Nutzwassers aus Regenwasser) nur wenig zu tun mit dem verschmutzten Dachablaufwasser. Bei der Regenwasserreinigung fällt dem strömungsberuhigten Zulauf im Speicherbehälter eine wichtige Rolle neben dem Vorfilter zu. Das vorgefilterte Wasser wird im Speicher nach unten geführt und muß ohne Aufwirbelung von Bodensediment im Speicher zulaufen. Hierbei wird den unteren Wasserschichten Sauerstoff zugeführt, der von dem Bakterienflor, der sich nach kurzer Betriebszeit auf der Sedimentschicht gebildet hat, benötigt wird. Durch die Sauerstoffzufuhr werden die Bakterien aktiv und reinigen das Wasser, vergleichbar der biologischen Reinigungsstufe im Klärwerk, bei der künstlich Bakterien und Sauerstoff zugeführt werden um Abwasser zu reinigen.
Viele wissenschaftliche
Untersuchungen von Regenwasser haben bisher gezeigt, daß das Wasser
einer richtig gebauten Anlage, entsprechend den Planungsrichtlinien des
Ratgebers, dauerhaft die europäischen Grenzwerte für Badegewässer
einhalten kann. Hierbei wurde festgestellt, daß große Anlagen
mikrobiologisch stabiler sind als kleine Anlagen. Das Wasser ist dann dauerhaft
klar, geruch- und farblos und frei von Feststoffen. Der Waschmaschinenbetrieb
mit solchem Betriebswasser kann, ohne weitere Filter, uneingeschränkt
empfohlen werden.
Die EU-Grenzwerte für
Badegewässer sind so definiert, daß weder bei längerem
Körperkontakt, noch bei versehentlichem Verschlucken, Erkrankungen
ausgelöst werden können. Hierbei wurde berücksichtigt, daß
beim Schwimmen ca. 0,25 Ltr. Wasser pro 1/4 Std. unbeabsichtigt verschluckt
werden.
Die nachfolgende Tabelle*
zeigt die durchschnittlich gemessenen Keimzahlen in einem Zeitraum von
4 Jahren mit über 3.000 Wasserproben aus über 100 verschiedenen
Regenwasserzisternen zwischen Hamburg und dem Bodensee im Vergleich zu
verschiedenen Grenz- und Richtwerten:
gemessenes
Zisternenwasser |
Richtlinie
Badegewässer¹ |
Grenzwerte
Feinkostsalate² |
Grenzwerte
Mischsalate² |
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Keimzahl 20ºC | 1.200/ml 4 | -³ | - | 50.000.000/g |
Keimzahl 37ºC | 230/ml | -³ | 1.000.000/g | - |
E. coli | 26/100 ml | 2.000/100 ml | 1.000/g | 1.000/g |
colif. Bakt. | 198/100 ml | 10.000/100 ml | - | - |
Salmonellen | 0/1.000 ml | 0/1.000 ml | 0/25 g | 0/25 g |
Staph. aureus | 0/100 ml | - | 1.000/g | - |
P. aeruginosa | 78/100 ml | - | - | - |
Diese Untersuchung beweist eindeutig, daß die Keimzahl in Zisternenwasser um ein Vielfaches geringer ist als nach den Richtlinien für Badegewässer erlaubt und das Lebensmittelrecht für Feinkost- und Mischsalate zuläßt.
Gegner der Regenwassernutzung verweisen nebulös meist nur darauf, daß Keime im Regenwasser gefunden wurden. Sie verschweigen dabei aber die Art und Anzahl der Keime und die Tatsache, daß durch die wenigen Keime im Regenwasser bisher weder Erkrankungen bekannt wurden, noch Seuchen ausgelöst werden können. Auf der Oberfläche der Haut sind mehr Keime angesiedelt als im Regenwasser je nachgewiesen werden konnten.
Weitere Untersuchungen haben gezeigt, daß bei trockener Wäsche kein bakteriologischer Unterschied festzustellen ist zwischen Wäsche mit Trinkwasser, oder Wäsche mit Regenwasser gewaschen, so daß auch hier keine Einschränkungen bestehen.
Die nachfolgende Tabelle***
zeigt die Keimgehalte gewaschener Wäsche prozentual zu den Proben:
pro 25 cm² |
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Wäsche feucht |
Wäsche trocken |
Wäsche trocken |
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< 10 |
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bis 50 |
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bis 100 |
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bis 500 |
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bis 1.000 |
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> 1.000 |
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Wie die Wissenschaftler
bei der Untersuchung festgestellt haben, entstand die Hauptverkeimung durch
die Wäsche und nicht durch das Waschwasser. Die Art des Waschwassers
hatte wenig Einfluß auf die Keimzahl der Wäsche. Viele vegetative
Keime sind extrem auf Feuchtigkeit angewiesen und sterben beim Trocknungsprozeß
ab. Die Zahlen der Restverkeimung wurde von den Hygienikern als gering
bezeichnet, wobei es sich bei der Menge der Bakterienspecies um harmlose
Florabestandteile der Umwelt und unseres Körpers handelt.
"Wegen der geringen Keimzahlen
als auch wegen der Bakterienarten kann eine Übertragung von Infektionskrankheiten
über die gewaschene Wäsche als äußerst unwahrscheinlich
angesehen werden", schlußfolgern die Wissenschaftler.
Es bestehen auch keine Bedenken bei der Regenwassernutzung für Allergiker. Durch Regenwasser selbst werden keine Allergien ausgelöst. Allergieauslöser sind entweder bestimmte Stoffe in Textilien, oder chemische Rückstände aus Waschmitteln. Bei der Nutzung von Regenwasser für die Waschmaschine wird aufgrund des weichen Wassers meist erheblich weniger Waschmittel benötigt als bei Trinkwasser, was zum geringeren Risiko von Waschmittelrückständen in der Wäsche führt. Diese Tatsache war bereits unseren Großmüttern bekannt.
Bei einer Chaos-Versuchsanordnung
in Bremen wurde sogar ein Sicherheitsbeweis erbracht :
Eine Regenwasserzisterne
mit 3.000 Ltr. Inhalt wurde vorsätzlich mit 3 Kg Vogelkot versetzt
(entspricht einem Volumen von ca. 2 gehäuften Händen voll ) und
anschließend das Wasser auf 38ºC erwärmt. Die Messungen
der Keime am staatl. Hygieneinstitut Bremen über einen längeren
Zeitraum ergaben ein überraschendes Ergebnis. Nach ca. 1 Woche war
keine erhöhte Keimzahl mehr festzustellen, die Anlage hatte sich mikrobiologisch
selbst gereinigt.
Voraussetzung für
eine solch gute und stabile Wasserqualität ist die Einhaltung eines
bestimmten technischen Mindeststandards. Werden dagegen Fehler bei der
Planung, Bauteileauswahl oder Ausführung gemacht, kommt es unter Umständen
zu einer drastischen Qualitätsverschlechterung, die sich recht schnell
durch Geruchsentwicklung bemerkbar macht.